Sonntag, 1. Mai 2011

Diamanda Galas Zuckerl

Here we go:
Wie oft hört und liest man von ach so tollen SängerInnen die ja sooo viel Atmosphäre, Einfühlungsvermögen, Gefühl und Seele in der Stimme haben und die beim näheren hinhören doch nur laue Sommerlüftchen im ansonsten nebeldurchzogenen Einheitsbrei der stimmlichen Einfältigkeit sind.
Ganz anders da schon ein Naturereignis wie Diamanda Galas. Hier erwartet einen nicht mehr als der blanke Horror, Angst, himmliche Genüsse, Ausflüge in die Hölle, den Himmel und das dazwischen. Das mazodnische Stimmwunder (mit Exil in New York) mit dem stimmlichen Umfang von sechs Oktaven!!! (laut eigener Website [ich kann das schwer nachmessen]) verblüfft mich immer wieder.
Angefangen bei ihrem Debüt "Litanies for Satan" (ein Werk über das Gefühlsleben des Opfers während und nach einer Vergewaltigung [Aufruf zur Selbstjustiz inkl.]) über mehrere Release welche sie ganz in den Kampf gegen HIV und Hepatitis C gestellt hat, hin zu einer Kollaboration mit John Paul Jones (ja der von Led Zeppelin!!) "The sporting Life".
Ihre wahrhaft an denn Urängsten rüttelnde "Schrei X" Performance welche sicherlich einzigartig ist, geht es in den letzten Jahren hin zu den relativ ruhigen Sachen wie unter anderem "De Fixiones, Will and Testament" welche nicht mehr nur von ihrer Stimme getragen werden sondern auch dem einen oder anderen Musiker mit seinem Instrument Platz bietet, deckt sie eine Palette ab die ihresgleichen sucht.
Du weisst nicht wie die Hölle klingt wenn du nicht in der ersten Reihe bei "Schrei X" gesessen und gelitten hast. Diese Performance, welche sich damals im komplett dunklen abspielte (ein Novum im geregelten Germoney), war erschreckend und erhebend zugleich. Ich erinnere mich noch sehr gut daran in einem dunklen Saal gesessen zu haben und ihre Stimme über quadrophonische angeordnete Lautsprecher vernommen zu haben, flüstern, schreien, kreischen, schmeicheln, verführen, brüllen alles in einem und immer wieder neu, immer wieder anders, immer intensiver, bis zur Schmerzgrenze und darüber hinaus. Sie zieht dir die Haut ab mit ihrer Stimme und wiegt dich dann in den wohlverdienten schmerzvollen Schlaf um dir dort die Seele zu rauben.
Soviel zum Vorspiel, kommen wir zum letzten mir bekannten Werk einer, Live Scheibe aufgenommen während der "Diamandas Valentines Day Massacre" Performance in New York.
Das Publikum ist enthusiastisch und reserviert zugleich und Diamanada (welche auch schon mal ein Konzert abbricht weil wer hustet [hey wer sagt das Axl Rose ne Diva ist, alles Amateure]) ist richtig gut bei Stimme, Laune und liefert ein Feuerwerk an Emotionen, eine Schlacht die Offenbarung,Hingabe, Schmerz und Chaos zugleich ist. Eine Geburt kann nicht schöner sein.
Genau das ist es was sie in jedem ihrer Konzerte, auf jeder ihrer Veröffentlichungen macht, sie wird immer wieder neu geboren, inkarniert, ausgespuckt. In Blut, Dreck und Schmutz rausgerotzt in eine Welt die uns nicht will, und sie ist die Stimme dieser Welt. Laut, schrill, bösartig und trotzdem schön.
Man kann sehr schwer beschreiben was auf dieser CD abgeht, von ruhigen Klavierbetonten Jazz, hin zu avantgardistischen Blues dem man das Leiden auch noch abnimmt und nicht nur die Gier nach dem schnellen Geld, hin zu den typischen Auswüchsen ihrer Tremolostimme im extrem hohen Bereich, kurz vorm erreichen der Trommelfellplatzgrenze, ist alles vertreten.
Irgendwie merk ich grad das es verdammt schwer ist diese Frau, diese Musik, das Gefühl dabei, zu beschreiben.
Als Einstieg in ihre Sicht der Welt eignet sich "Guilty Guilty, Guilty" hervorragend. Wer's etwas "rockiger" (sofern man das in ihrem Falle sagen kann) und auch eingängiger haben will sollte vllt. doch eher die obengenannte John Paul Jones Kollobaration anchecken. Bisher hat sie noch jeden damit gefangen.
Dann mal auf zum eintauchen in ein Universum welches dir zeigt wie hässlich aber auch wunderschön das Leben sein kann.

greetz
Deca

Auf gehts...

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ein weiteres Blog mit Musikvorschlägen und geschwurbeltem Philosophiekram? Hmm eventuell, vielleicht aber auch was lesenswertes. Auf jeden Fall werd ich einfach für mich Gedanken, Gefühle und ähnliches zu Musik die mich seit über 25 Jahren begleitet aufschreiben. Dabei handelt es sich zu 99% um Musik abseits des Mainstreams. Okay Ausnahmen von der Regel gibts immer.
Wenn sich wer bemüssigt fühlt seinen Senf dazuzugeben, gern doch, aber immer dran denken, Meinungen und Geschmäcker sind immer subjektiv ;)

greetz

Deca